In Memoriam: Dr. Gerhard Mickoleit (26.3.1931–1.5.2023) (2023)

Dr. Gerhard Mickoleit, pensionierter Kustos der Zoologischen Schausammlung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, verstarb am 1. Mai 2023 im Alter von 92 Jahren in Tübingen. Mit seinem Tod neigt sich eine Ära der klassischen Zoologie ihrem Ende zu, in der die breite Kenntnis von Lebensformen gekoppelt war mit detaillierten anatomisch-morphologischen Untersuchungen zur Erhellung phylogenetischer Verwandtschafts-beziehungen. Gerhard Mickoleit war einer der ersten Zoologen in Deutschland, welcher die von Willi Hennig begründete konsequent-phylogenetische Systematik früh in seiner Lehre und Forschung anwandte und so maßgeblich zu ihrem Durchbruch beitrug. Er prägte in Tübingen über 30 Jahre lang mit seiner charismatischen Lehre Generationen von Zoologen und begründete die Tübinger Schule der phylogenetischen Systematik, aus der zahlreiche erfolgreiche Wissenschaftler hervorgingen.

Gerhard Mickoleit wurde am 26. März 1931 als einziges Kind des Malermeisters Paul Mickoleit und seiner Frau Marta in Memel (dem heute litauischen Klaipeda) geboren. Dort verbrachte er auch seine Kindheit, besuchte zunächst die dortige Volksschule und danach das Luisengymnasium. In jungen Jahren durchstreifte er mit seinem Großvater oft die Kurische Nehrung und wurde so bereits früh von dem Erleben der dortigen ursprünglichen Natur geprägt.

Einschneidend war 1944 die Flucht der Eltern mit dem Dreizehnjährigen vor der anrückenden Sowjetarmee, die von Memel über Ostpreußen führte und im schleswig-holsteinischen Lauenburg endete. Dort überstand er, unter ärmlichsten Verhältnissen hausend, die letzten Kriegsmonate. Erst 1946 konnte er wieder den Schulbesuch aufnehmen, zunächst an der Mittelschule in Lauenburg. Ab Ostern 1948 erfolgte dann der Besuch der Städtischen Oberschule Geesthacht, die er 1953 mit dem Abitur abschloss. Schon während der Schulzeit hatte er Insekten gesammelt und erste Kontakte zum Hamburger Entomologen Gustav Lohse geknüpft. So erschien der Wunsch, Biologie zu studieren, fast zwangsläufig.

Zum Sommersemester 1953 nahm er das Studium der Biologie an der Universität Hamburg auf und verdiente sich sein Studiengeld nebenbei als Arbeiter im Hamburger Hafen. Nach nur einem Semester wechselte er an die Universität Tübingen, wo er nach dem Studium der Zoologie alsbald seine Promotion unter dem Insektenanatom Herr-mann Weberbegann. Nach dessen frühen Tod wurde er schließlich im Wintersemester 1959 unter Helmut Risler promoviert, um anschließend ab April 1960 eine Assistenz am Tübinger Zoologischen Institut zu übernehmen. 1962 machte ihn der damalige Ordinarius Gottlieb Grell zum Konservator der Zoologischen Schausammlung, in der er als Akademischer Rat und bald darauf als Akademischer Oberrat über dreißig Jahre lang bis zu seiner Pensionierung 1996 wirken sollte.

Die Schausammlung der Tübinger Zoologie war bald der Nukleus einer morphologisch-phylogenetischen Schule, die Generationen von Zoologen hervorbrachte und auf diese Weise die Entwicklung seiner Fachrichtung maßgeblich mitprägte. Gerhard Mickoleit hatte schon früh Willi HennigsTheorie der Phylogenetischen Systematik rezipiert und war einer der ersten Zoologen, der noch lange vor deren späteren Siegeszug die Relevanz dieser neuen phylogenetischen Analyse erkannte und konsequent in seiner eigenen Forschung und Lehre umsetzte. In der ersten Zeit noch Seite an Seite mit Willi Hennig verband er in Tübingen die große Tradition der klassischen Anatomen Hermann Weberscher Schule mit der Schärfe der Hennigschen phylogenetischen Argumentation, verband Morphologie mit Phylogenie und verstand es mit seiner eloquenten Vortragsweise, generationsübergreifend zahlreiche Studenten dafür zu begeistern.

Den von ihm angebotenen Fortgeschrittenenkursen zur phylogenetischen Systematik der Insekten und der Wirbeltiere hallte der Ruf voraus, zu den anspruchsvollsten des Studiums zu gehören. Jeder Kurstag begann mit einer tiefschürfenden Vorlesung über Anatomie und Stammesgeschichte einer spezifischen Gruppe, in einem zweiten Teil erfolgte eine praktische Übung dazu und abgeschlossen wurde der Kurstag mit Bestimmungsübungen der behandelten Taxa. Am Ende des Semesters muss-ten die Teilnehmer die Diagnosen aller einheimischen Familien sowie die wichtigsten apomorphen Merkmale zur Beurteilung der Stammesgeschichte höherrangiger Taxa parat haben. Dies wurde auch in regelmäßigen Klausuren abgefragt, so dass Mickoleits Kurse bei einem Teil der Studentenschaft ziemlich gefürchtet waren. So mancher Student verzweifelte in den Klausuren an den abgegriffenen Bestimmungskollektionen, die schon durch die Hände zahlloser Kandidaten zuvor gegangen waren. Zuweilen näherte sich Mickoleit dann dem sich abmühenden Prüfling von hinten, beugte sich hinüber und vermerkte trocken: „Da haben Sie aber eine schwierige Kollektion erwischt, Sie Pechvogel!“Er hatte sich längst ein Bild von seinen Kursteilnehmern gemacht und wusste genau, wer ihm solche Frotzeleien nicht übel nahm und mochte es sogar, wenn man ihm auf gleiche Weise kontra gab. Als er in den 60er Jahren einem Lehramtsstudenten mit Zweitfach Sport eine verpatzte Klausur mit den Worten „Na, mal wieder zu viel geturnt“zurückgab und dieser erwiderte „Herr Mickoleit, Sie möchte ich auch mal am Reck baumeln sehen“, wurde dies mit einem Schmunzeln quittiert und zur Tagesordnung übergegangen.

Fig.1.

Dr. Gerhard Mickoleit (26.3.1931–1.5.2023). (Photo: A. Staniczek)

Für interessierte Teilnehmer waren Inhalt und Didaktik des Kurses ein Genuss. Herr Mickoleit war Vertreter der letzten Generation klassisch ausgebildeter Zoologen, die über ihr eigenes Forschungsgebiet hinaus ein breitgefächertes organismisches Wissen aufwiesen: Man konnte mit ihm gleichermaßen über Insekten, Krebse, Wirbeltiere, Moostiere bis hin zu Plattwürmern diskutieren – er wusste einfach über alles Bescheid, was kreuchte und fleuchte, auch seine Kenntnis fossiler Organismen waren hervorragend. Er war zudem im kleinen Kreis unglaublich kontaktfreudig, an seinen Schülern aufrichtig interessiert und stand auch nach dem Kurs noch lange mit dem einen oder anderen zusammen, um abseits der Biologie darüber zu philosophieren, ob der Tisch im Kursraum auch jenseits unserer Vorstellung existierte und der Mensch nun einen freien Willen habe oder nicht. Gerhard Mickoleit war ein Universalgelehrter im besten Sinne, der dem Humboldtschen Bildungsideal so nahe kam wie nur wenige.

Ebenso legendär wie seine Kurse waren die von ihm durchgeführten Exkursionen, zunächst an den Neusiedler See und später dann nach Südfrankreich und in die Pyrenäen sowie an die meeresbiologische Station in Roscoff, bei denen er seine große Freude daran hatte, dass die Formenfülle jeden Teilnehmer zunächst überforderte. Unzählige Anekdoten gäbe es zu erzählen, so als er etwa am Strand von Morgat bei der Suche nach Balanoglossus dem einen oder anderen, der sich mit dem Spaten abmühte, mit dem typischen schnarrenden ostpreußischen Zungenschlag zurief: „ Graben Sie, der Wurm ist länger als sie denken.“Er achtete auf jedes Detail: Als er in Südfrankreich einmal einen vorbeifliegenden seltenen Bockkäfer käscherte und fragte, ob jemand das Tiere kenne, zur Ant-wort ein ungelenkes „Ne-kü-da-lis major“bekam, erhielt der Antwortende etwa kein Lob für die korrekte Bestimmung, sondern die Standpauke: „Das heißt Ne-cy-da-lis, die zweite Silbe wird betont!“

Wer sich aber von der ostentativ zur Schau gestellten Ruppigkeit nicht einschüchtern ließ und sich dazu entschloss, seine eigene wissenschaftliche Arbeit unter ihm in der Schausammlung anzufertigen, dem zeigte sich bald, dass hinter der ruppigen Fassade ein warmherziger und humorvoller Mensch steckte, unter dessen wissenschaftliche Fittiche man sich gern begab. In der Schausammlung betrat man eine andere Welt, einen akademischen Freiraum, den dieser Freigeist um sich herum geschaffen hatte und in dem man abseits von jedem Zwang die absolute Freiheit zur eigenen Forschung bekam und eigene Ideen realisieren konnte. So entließ die Schausammlung im Laufe der Jahre eine große Zahl von Schülern, die an Schulen, Universitäten und Naturkundemuseen erfolgreich ihren weiteren Weg machten und auf diese Weise die Mickoleitsche Schule in ganz Deutschland und darüber hinaus bekannt machten.

Das Bild von Herrn Mickoleit wäre unvollständig, wenn man seine vor nunmehr vier Jahren verstorbene Frau Erika, geb. Kreyer, außen vor lassen würde. Beide hatten sich während des Studiums kennengelernt und waren nach ihrer Heirat über die Jahre hinweg ein gut eingespieltes, geradezu symbiotisches Team. Sie hielt ihm in der Schausammlung in vielerlei Hinsicht den Rücken frei, gleichzeitig rieben sich beide aber auch ständig aneinander. Herr Mickoleit charakterisierte ihr Verhältnis einmal lakonisch mit den Worten „Sperren sie mal einen Vogel und eine Katze in einen Käfig“, wobei er offen ließ, wen er denn nun eher als Vogel und wen als Katze sah. Hinter all dem Geplänkel verbarg sich jedoch eine tiefe gegenseitige Zuneigung, sie wussten, was sie an einander hatten. „Mick“war selten ohne „Micka“in der Schausammlung anzutreffen und wer zu ihm wollte, musste an ihr vorbei. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch ihre Generationen von Terriern in der Schausammlung: Lorbass, Biene, Laska, Bessy – ein Ausdruck der gemeinsamen Tierliebe.

Fig.2.

Dr. Mickoleit beim Sammeln auf Exkursion im Jahr 1967 am Neusiedler See, Österreich./Dr. Mickoleit collecting on an excursion at Lake Neusiedl, Austria in 1967. (Photo: H. Schmalfuss)

Fig.3.

Dr. Mickoleit mit seiner Frau Erika 1988 auf Exkursion in Südfrankreich./Dr. Mickoleit and his wife Erika in 1988, on an excursion in southern France. (Photo: W. Rose)

Darüber hinaus war Gerhard Mickoleit trotz politisch erzkonservativer Einstellung ein toleranter Mensch, der andere Meinungen zuließ, akzeptierte und sein eigenes Weltbild immer an der Meinung anderer schärfte. Als bibliophiler Intellektueller fühlte er sich gedanklich Ernst Jünger zugetan und dies nicht nur der gemeinsamen entomologischen Interessen wegen, es steckte sehr viel von Jüngers Figur des Waldgängers und Anarchs in ihm, der aus innerer Freiheit heraus und ohne Machtwillen dem modernen Weltenlauf trotzt.

In diesem akademischen Refugium Schausammlung entstanden auch Mickoleits eigene Forschungsarbeiten zur Morphologie und Phylogenie der Thysanoptera, Mecoptera und Diptera, die alles beinhalteten, was ihn auch als akademischen Lehrer auszeichnete:

In geschliffener Sprache, sorgsam jedes Wort abwägend, wurden hier, begleitet von meisterhaften anatomischen Zeichnungen, Argumente für und gegen bestimmte phylogenetische Verwandtschaftsverhältnisse abgewogen. Dabei hatte er die Gabe, gleichzeitig jedes Detail in Erwägung zu ziehen, sich jedoch nicht darin zu verlieren, sondern sorgsam abwägend die großen Zusammenhänge zu erkennen und klar zu benennen, im Zweifelsfall aber auch immer Raum für Alternativen zu lassen - er ließ auch Grautöne zu. Dies unterschied seine Vorgehensweise auch vom später aufkommenden Kladismus, dessen numerisches Aufsummieren zahlreicher einfacher Merkmale er zeitlebens nichts abgewinnen konnte – er war stets an der Entschlüsselung der Funktion komplexer biologischer Strukturen interessiert. Über sein eigenes engeres Fachgebiet hinaus gelang ihm mit der Überarbeitung der Wirbellosenbände des Hennigschen Taschenbuchs der Speziellen Zoologie ein Kompendium, welches als erstes Lehrbuch den heute allgemein angewandten Prinzipien der phylogenetischen Systematik folgte. Übertroffen wurde dieses noch durch sein 2004 erschienenes Lehrbuch der „Phylogenetischen Systematik der Wirbeltiere“, in der er als Entomologe einen Meilenstein der Vertebratenliteratur schuf. Obwohl seine Arbeiten fast ausschließlich in deutscher Sprache erschienen, genoss er in internationalen Fachkreisen schon früh die entsprechende gebührende Anerkennung. Bei all dem blieb er stets bescheiden, zudem war ihm der Auftritt vor großem Publikum zuwider. Als ihm zuletzt der Ernst-Jünger-Preis für Entomologie angetragen wurde, lehnte er diesen ab, weil er da ja eine Festrede hätte halten müssen – dann lieber nicht. So wandte sich der Waldläufer im Alter seinen Bienen und dem Garten zu.

Mit Gerhard Mickoleit hat die Universität Tübingen und die deutsche Zoologie einen ihrer Besten verloren, und niemand wird die Lücke füllen können, die er hinterlassen hat. Tröstlich ist jedoch nicht nur die Tatsache, dass er ein erfülltes Leben und viele Jahre hatte, sondern auch die Gewissheit, dass seine Saat aufging, indem er sein Wissen an mehrere Generationen von Zoologen weitergeben konnte. Nicht zuletzt hierfür gebührt ihm unser aller Dank!

Fig.4.

Dr. Mickoleit und seine Frau 1989 mit Studenten am Strand von Morgat, Frankreich./Dr. Mickoleit and his wife in 1989, with students on the beach of Morgat, France. (Photo: F.-T. Krell)

Dr. Gerhard Mickoleit, retired curator of the Zoological Collection of the Eberhard Karls University of Tübingen, died in Tübingen on 1 May 2023 at the age of 92. With his death, an era of classical zoology, in which the broad knowledge of life forms was coupled with detailed anatomical-morphological studies to illuminate phylogenetic relationships, draws to a close. Gerhard Mickoleit was one of the first zoologists in Germany to apply phylogenetic systematics, founded by Willi Hennig, in his teaching and research at an early stage, thus contributing significantly to its breakthrough. He influenced generations of zoologists in Tübingen for over 30 years with his charismatic teaching, and founded the Tübingen School of Phylogenetic Systematics from which numerous successful scientists emerged.

Gerhard Mickoleit was born on 26 March 1931 as the only child of painter and decorator Paul Mickoleit and his wife Marta in Memel (now the Lithuanian Klaipeda). He also spent his childhood there, first attending the local primary school and then the “Luisengymnasium”. When he was young, he often roamed the Curonian Spit with his grandfather and was thus influenced early on by the experience of primeval nature there.

In 1944, his parents had to flee with thirteen-year-old Gerhard from the advancing Soviet Army, which led them from Memel via East Prussia to Lauenburg in Schleswig-Holstein. There he survived the last months of the war, living in the poorest conditions. It was not until 1946 that he was able to return to school, initially at the secondary school in Lauenburg. From Easter 1948 he attended the municipal secondary school in Geesthacht, which he successfully completed in 1953. He had already collected insects during his school years and had made first contacts with the Hamburg entomologist Gustav Lohse, so the desire to study biology seemed almost inevitable.

In the summer semester of 1953, he began studying biology at the University of Hamburg and earned his tuition money on the side as a worker in the city's port. After only one semester he transferred to the University of Tübingen, where, after studying zoology, he soon began his doctorate under the insect anatomist Herrmann Weber. After Weber's early death, he finally received his doctorate in the winter semester of 1959 under Helmut Risler, and then took up an assistant post at the Tübingen Zoological Institute from April 1960. In 1962, the then professor in ordinary Gottlieb Grell appointed him as curator of the Zoological Collection, where he was to serve as Academic Councillor and, soon after, as Senior Academic Councillor for over thirty years, until his retirement in 1996.

The premises of the Tübingen Zoological Collection (“Zoologische Schausammlung”) soon became the nucleus of a morphological-phylogenetic school that produced generations of zoologists, thus significantly shaping the discipline's development. Gerhard Mickoleit had received Willi Hennig's theory of phylogenetic systematics early on. He was one of the first zoologists to recognise the relevance of this new analytical approach long before its later triumphant advance, and to implement it consistently in his own research and teaching. In his early days in Tübingen, still side by side with Willi Hennig, he combined the great tradition of the classical anatomists of Hermann Weber's school with the sharpness of Hennig's phylogenetic argumentation, combined morphology with phylogeny and, with his eloquent lecturing, managed to inspire numerous students across generations.

The advanced courses he offered on the phylogenetic systematics of insects and vertebrates had the reputation of being among the most demanding in the curriculum. Each course day began with an in-depth lecture on the anatomy and phylogeny of a specific group, followed by a practical exercise and concluded with identification exercises on the taxa covered. At the end of the semester, the participants were required to know the diagnoses of all families native to Germany, as well as the most important apomorphic characters for determining the phylogenetic relationships of the higher-ranking taxa. This was also tested in regular exams, which were quite dreaded by some of the students and during which many a student despaired at the sight of the worn-out identification collections that had already passed through the hands of countless candidates before. Sometimes, Mickoleit would approach the struggling examinee from behind and dryly remark: “You've got yourself a difficult collection, you unlucky wretch!” He had long since formed a picture of his course participants and knew exactly who wouldn't take offence at such jibes, and even liked it when people countered him in the same way. Once, he returned a failed exam to a student with physical education as a second subject with the words “Well, you've done too much gymnastics again”, to which the student replied: “Mr. Mickoleit, I'd like to see you dangling from the high bar”; his retort was greeted with a smile, and Mickoleit went on with business as usual.

Fig.5.

Dr. Mickoleit 1994 im Kursraum des Zoologischen Institutes auf der Morgenstelle in Tübingen./Dr. Mickoleit in 1994, in the course room of the Zoological Institute on the Morgenstelle in Tübingen. (Photo: A. Staniczek)

For interested participants, the content and didactics of the course were a delight. Dr. Mickoleit was a representative of one of the last generations of classically trained zoologists who had a broad knowledge of organisms beyond their own field of research: one could discuss insects, crustaceans, vertebrates, tentaculates and flatworms with him—he simply knew about anything that creeps or flies, and even his knowledge of fossil organisms was excellent. He was also incredibly sociable in a small circle and genuinely interested in his students, standing with one or the other for a long time after the course to philosophise, beyond biology, about whether the table in the course room also existed beyond our perception and whether humans have free will or not. Gerhard Mickoleit was a polymath in the best sense of the word, who came as close to Humboldt's educational ideal as only a few.

Just as legendary as his courses were the excursions he led, first to the Austrian Lake Neusiedl and later to southern France and the Pyrenees as well as to the marine biology station in Roscoff, during which he took great pleasure in the fact that the diversity of species initially overwhelmed every participant. There are countless anecdotes to tell, such as when, on the beach of Morgat, while searching for Balanoglossus, he called out to one or the other who was struggling with the spade with his typical jarring East Prussian tongue: “Dig, the worm is longer than you think!” He paid attention to every detail: in southern France, he once caught a rare longhorn beetle flying by and asked if anyone knew the animal. The answer was an awkward “Ne-ku-da-lis major”, and the answerer did not receive praise for the correct identification, but rather the lecture: “That's Ne-cy-da-lis, the second syllable is stressed!”

But those who were not intimidated by the ostentatiously displayed gruffness, but decided to do their own scientific work under him in the premises of the collection, soon found out that behind the gruff facade was a warmhearted and humorous person under whose scientific wing one was happy to go. In the Schausammlung, one entered another world, an academic free space that this free spirit had created around himself and in which one was given absolute freedom to do one's own research and realise one's own ideas away from any constraints. Thus, over the years, the Schausammlung brought forth a large number of students who went on to make their way successfully at schools, universities and natural history museums, and in this way the Mickoleit School became known throughout Germany and beyond.

The picture of Dr. Mickoleit would be incomplete if one were to leave out his wife Erika, Née kreyer, who passed away four years ago. The two had met during their studies, and after their marriage became a well-coordinated, almost symbiotic team over the years. She had his back in many ways in the Schausammlung, but at the same time they were constantly bickering. Mr. Mickoleit once characterised their relationship laconically with the words “Put a bird and a cat in a cage”, leaving open who he saw more as the bird and who as the cat. Behind all the banter, however, there was a deep mutual affection, and they knew they could rely on one another. “Mick” was rarely seen without “Micka” in the Schausammlung, and anyone who wanted to see him had to go through her. Finally, also their generations of terriers should not remain unmentioned: Lorbass, Biene, Laska, Bessy—an expression of their shared love of animals.

In addition, Gerhard Mickoleit, despite his politically arch-conservative attitude, was a tolerant person who allowed and accepted other opinions and always sharpened his own world view on the opinions of others. As a bibliophile and intellectual, he felt spiritually close to Ernst Jünger, and not only because of their common entomological interests; there was a lot of Júnger' figure of the forest rebel and anarch in him, defying the modern course of the world out of inner freedom and without a will to power.

Mickoleit's own research work on the morphology and phylogeny of Thysanoptera, Mecoptera and Diptera, which contained everything that distinguished him as an academic teacher, was also produced in the academic refuge of the Schausammlung. In polished language, carefully weighing every word, arguments for and against certain phylogenetic relationships were evaluated, accompanied by masterly anatomical drawings. In doing so, he had the gift of simultaneously considering every detail while not getting lost in them, carefully weighing the big connections and clearly naming them but always leaving room for alternatives in case of doubt—he also allowed for shades of grey. This also distinguished his approach from cladism, which emerged later and whose numerical summation of numerous simple characteristics he disliked throughout his life; he was always interested in deciphering the function of complex biological structures. Beyond his own narrower field, he succeeded in revising the invertebrate volumes of Hennig's “Taschenbuch der Speziellen Zoologie”, a compendium that was the first textbook to follow the principles of phylogenetic systematics generally applied today. This was surpassed by his 2004 textbook “Phylogenetic Systematics of Vertebrates”, in which he, as an entomologist, created a milestone in vertebrate literature. Although his work was published almost exclusively in German, he enjoyed the due recognition in international specialist circles early on. Despite all this he always remained modest, and always disliked appearing in front of large audiences. When he was finally offered the Ernst Jünger Prize for Entomology, he turned it down because he would have had to give a speech—better not, then. Instead, in his old age, the forest rebel turned to his bees and to his garden.

With Gerhard Mickoleit, the University of Tübingen and German zoology have lost one of their best, and no one will be able to fill the gap he left behind. What is comforting, however, is not only that he had a full life and many years, but that he passed on his exceptional knowledge to several generations of zoologists. Not least for this, he deserves the thanks of all of us!

Publikationsverzeichnis/List of publications

  • Mickoleit, G. (1960): Zur Thoraxmorphologie der Thysanoptera. – Dissertation, 91 pp.; Tübingen (Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, 12.3.1960).

  • Mickoleit, G. (1961): Zur Thoraxmorphologie der Thysanoptera. – Zoologische Jahrbücher. Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere 79: 1–92.

  • Mickoleit, G. (1962): Die Thoraxmuskulatur von Tipula vernalis Meigen. Ein Beitrag zur vergleichenden Anatomie des Dipterenthorax. – Zoologische Jahrbücher. Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere 80: 213–244.

  • Mickoleit, G. (1966): Zur Kenntnis einer neuen Spezialhomologie (Synapomorphie) der Panorpoidea. – Zoologische Jahrbücher. Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere 83: 483–496.

  • Mickoleit, G. (1968): Zur Thoraxmuskulatur der Bittacidae. – Zoologische Jahrbücher. Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere 85: 386–410.

  • Mickoleit, G. (1969): Vergleichend-anatomische Untersuchungen an der pterothorakalen Pleurotergalmuskulatur der Neuropteria und Mecopteria (Insecta, Holometabola). – Zeitschrift für Morphologie der Tiere 64: 151–178. https://doi.org/10.1007/BF00391785

  • Mickoleit, G. (1971): Zur phylogenetischen und funktionellen Bedeutung der sogenannten Notalorgane der Mecoptera (Insecta, Mecoptera). – Zoomorphologie 69 (1): 1–8. https://doi.org/10.1007/BF00294385

  • Mickoleit, G. (1971): Das Exoskelet von Notiothauma reedi MacLachlan, ein Beitrag zur Morphologie und Phylogenie der Mecoptera (Insecta). – Zoomorphologie 69 (4): 318–362. https://doi.org/10.1007/BF00375808

  • Mickoleit, G. (1973): Über den Ovipositor der Neuropteroidea und Coleoptera und seine phylogenetische Bedeutung (Insecta, Holometabola). – Zeitschrift für Morphologie der Tiere 74: 37–64. https://doi.org/10.1007/BF00291795

  • Mickoleit, G. (1973): Zur Anatomie und Funktion des Raphidiopteren-Ovipositors (Insecta, Neuropteroidea). – Zeitschrift für Morphologie der Tiere 76: 145–171. https://doi.org/10.1007/BF00280670

  • Mickoleit, G. (1974): Über die Spermatophore von Boreus westwoodi Hagen (Insecta, Mecoptera). – Zeitschrift für Morphologie der Tiere 77: 271–284. https://doi.org/10.1007/BF00298804

  • Mickoleit, G. (1975): Die Genital- und Postgenitalsegmente der Mecoptera-Weibchen (Insecta, Holometabola). I. Das Exoskelet. – Zeitschrift für Morphologie der Tiere 80: 97–135. https://doi.org/10.1007/BF00281741

  • Mickoleit, G. (1976): Die Genital- und Postgenitalsegmente der Mecoptera-Weibchen (Insecta, Holometabola). II. Das Dach der Genitalkammer. – Zoomorphologie 85: 133–156. https://doi.org/10.1007/BF00995408

  • Mickoleit, G. & Mickoleit, E. (1976): Über die funktionelle Bedeutung der Tergalapophysen von Boreus westwoodi (Hagen) (Insecta, Mecoptera). – Zoomorphologie 85: 157–164. https://doi.org/10.1007/BF00995409

  • Mickoleit, G. (1978): Die phylogenetischen Beziehungen der Schnabelfliegen-Familien aufgrund morphologischer Ausprägungen der weiblichen Genital- und Postgenitalsegmente (Mecoptera). – Entomologia Germanica 4 (3–4): 258–271. https://doi.org/10.1127/entom.germ/4/1978/258

  • Mickoleit, G. & Mickoleit, E. (1978): Zum Kopulationsverhalten des Mückenhaftes Bittacus italicus (Mecoptera: Bittacidae). – Entomologia Generalis 5 (1): 1–15. https://doi.org/10.1127/entom.gen/5/1978/1

  • Mickoleit, G. (1979): Eine neue Bittacus-Art aus dem südlichen Sudan (Mecoptera, Bittacidae) – Spixiana. Zeitschrift für Zoologie 2: 269–272.

  • Mickoleit, G. (1981): Revisionary notes. – In: HENNIG, W.: Insect Phylogeny; Chichester (John Wiley & Sons).

  • Hennig, W. & Mickoleit, G. (eds.) (1986): Willi Hennig: Wirbellose II. Gliedertiere. 4. Neubearbeitete Auflage, 199 pp.; Thun/Frankfurt am Main (Harri Deutsch).

  • Krell, F.-T. & Mickoleit, G. (1994): 4. Die Belegstücke der Hausratte, Rattus rattus (L.), in der Zoologischen Schausammlung der Universität Tübingen. – Maus. Mitteilungen aus unserer Säugetierwelt 4: 18–19.

  • Mickoleit, G. (2004): Phylogenetische Systematik der Wirbeltiere, 675 pp.; Munich (F. Pfeil).

  • Mickoleit, G. (2008): Die Sperma-Auspreßvorrichtung der Nannochoristidae (Insecta: Mecoptera). – Entomologia Generalis 31 (2): 193–226. https://doi.org/10.1127/entom.gen/31/2008/193

  • Mickoleit, G. (2018): On the ovipositor of Neuropteroidea and Coleoptera and its phylogenetic significance (Insecta, Holometabola). – Japanese Journal of Systematic Entomology 24 (1): 1–15. [Translated by S. Naomi.]

  • Mickoleit, G. & Beutel, R. G. (2019): Nannomecoptera, Nannochoristidae, Nannochorista: Male postabdomen. – In: Beutel, R. G. & Friedrich, F. (eds.): Nannomecoptera and Neomecoptera, pp. 34–40; Berlin/Boston: (De Gruyter). https://doi.org/10.1515/9783110272543

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Last Updated: 28/09/2023

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